Gutachten zur Rohrleitungssicherheit vorgestellt
11. Dezember 2020
Presseinformation
Im Zuge der Bodenverunreinigung durch eine Leitungsleckage, die im April 2020 auf dem Werksgelände in Godorf festgestellt wurde, hat Shell das Sicherheitsmanagement der Rheinland Raffinerie von unabhängigen Experten untersuchen lassen. Heute hat Prof. Dr. Christian Jochum, langjähriger Vorsitzender der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesumweltministerium, den Abschlussbericht vorgestellt. Darin kommt er zu dem Schluss, dass die hohe Zuverlässigkeit von Mantelrohren, in denen Produktleitungen Straßen unterqueren, nicht mehr unterstellt werden kann. Vor diesem Hintergrund macht das Gutachterteam konkrete technische und organisatorische Verbesserungsvorschläge.
Zwar seien Mantelrohre nach dem aktuellen technischen Regelwerk absolut zulässig und die Rheinland Raffinerie habe damit nahezu 60 Jahre gute Betriebserfahrung gemacht. Jedoch sei deren regelmäßige umfangreiche Prüfung nach derzeitigem Stand der Technik nicht möglich, ohne sie vollständig ausgraben zu müssen, erklärte Prof. Jochum „Zudem sehen wir, dass die bisherige Ultraschallprüfung von Produktleitungen in Straßendurchführungen Außenkorrosionen womöglich nicht frühzeitig genug sichtbar macht“, so der Sicherheitsexperte. Seine Schlussfolgerungen für einen sicheren Betrieb zielen daher vor allem auf drei Bereiche ab:
- Überwachung der Integrität von Mantelrohren
- Verbesserte Überwachung der Produktleitungen in Straßendurchführungen auf Korrosion
- Verbessertes Erkennen von Leckagen
Beste Voraussetzung, um Leckagen möglichst frühzeitig zu erkennen, bevor ein Schaden für die Umwelt entsteht, ist die komplett einsehbare oberirdische Verlegung von Rohrleitungen. Deswegen hat Shell 2014 begonnen, alle sogenannten Straßendurchführungen im Werk Godorf, die unterhalb der Straße verlaufen, zu Brückenkörpern umzubauen. Von insgesamt 145 Straßendurchführungen sind bereits 68 umgebaut. Weitere 26 der verbleibenden 77 werden zurzeit in einer Sofortmaßnahme geöffnet, um den Zustand der darin liegenden Mantelrohre zu bewerten.
Bis zum vollständigen Abschluss dieses Programms empfehlen Prof. Jochum und sein Team eine Kombination aus flankierenden Maßnahmen: „Es muss bei den weiteren Anstrengungen von Shell darum gehen, den Umbau der Straßendurchführungen zu Brückenkörpern zu beschleunigen und parallel Prüfmethoden zu entwickeln, um die Integrität der Mantelrohre bis zum Abschluss dieser Umbaumaßnahmen sicherzustellen.“ So umfassen seine Empfehlungen zum Beispiel die verstärkte Kontrolle der Mantelrohre mit Gasspürgeräten, eine Aktualisierung des weiteren Umbauplans nach den Erkenntnissen aus den gerade erfolgenden 26 Straßenöffnungen, intensivere Kontrollen von Straßenbauarbeiten im Bereich von Leitungsdurchführungen und das Lernen auch aus geringfügigen Leitungsschäden.
„Dieser Schaden ist nicht tolerierbar. Wir sind unserem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden“, erklärte Dr. Marco Richrath bei der Vorstellung des Untersuchungsberichts. „Wir stehen hinter den Empfehlungen von Prof. Jochum und werden alles daransetzen, um den Umbau der noch verbleibenden Straßendurchführungen zu beschleunigen“, so der Direktor der Rheinland Raffinerie. Bei der Umsetzung aller Maßnahmen soll der Blick von außen durch unabhängige Sachverständige beibehalten werden, um immer wieder zu prüfen, ob Shell alles tue, was auch getan werden kann. Ebenso soll der Begleitkreis aus Nachbarn, Lokalpolitikern und Umweltverbänden beibehalten werden.
Der vollständige Bericht von Prof. Jochum und seinem Gutachterteam ist unter www.shell.de/rheinlandraffinerie in der Rubrik „Umwelt und Sicherheit“ veröffentlicht.
Zum Ereignis:
Die im April 2020 festgestellte Grundwasserverunreinigung im Godorfer Werk ist nach wie vor klar auf das Raffineriegelände beschränkt. Bei dem ausgetretenen Produkt handelt es sich um leichtes Gasöl (LGO). Das ist ein bei der Verarbeitung von Rohöl erzeugtes Zwischenprodukt, das für die Herstellung von Diesel oder leichtem Heizöl verwendet wird. Nach den Untersuchungen ist davon auszugehen, dass die größtenteils oberirdisch verlaufende Leitung im Bereich einer Straßenunterführung bei unsachgemäßen Straßenbauarbeiten bereits im Jahr 2010 beschädigt wurde. Das hat zur Korrosion an dem umgebenden Mantelrohr und der darin liegenden Produktleitung und im Ergebnis zu einem 1,5 Millimeter großen Leck geführt.
Seit der Feststellung des Produktaustritts wird der Grundwasserspiegel innerhalb der verunreinigten Fläche mit Pumpen abgesenkt. Diese Sanierungsbrunnen erzeugen einen Absenktrichter, in dem sich das auf dem Grundwasser schwimmende Ölprodukt sammelt und separat abgepumpt und entsorgt werden kann. Gleichzeitig verhindert die Grundwasserabsenkung eine Ausbreitung der Ölphase. Gemäß dem mit der Bezirksregierung abgestimmten Sanierungskonzept sind weitere Brunnen errichtet worden, über die die Grundwasserförderung und die Ölrückgewinnung fortgesetzt werden.
Über den Fortschritt der Sanierung berichtet Shell regelmäßig an die Bezirksregierung Köln. Monatliche Statusberichte mit den zurückgewonnenen Produktmengen werden unter www.shell.de/rheinlandraffinerie in der Rubrik „Umwelt und Sicherheit“ veröffentlicht.